Leistbarer Strom
Wirtschaftlichkeit
Zur Grafik: Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien und konventionelle Kraftwerke an Standorten in Deutschland im Jahr 2024.
Stromgestehungskosten ergeben sich aus allen anfallenden Kosten für Errichtung und Betrieb der Anlage und der durchschnittlichen jährlichen Erzeugung. Sie werden in Cent pro Kilowattstunde (kWh) angegeben. Bei guten Windstandorten werden höhere Volllaststunden erreicht, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage erhöht.
Windkraftanlagen und PV-Freiflächenanlagen erzeugen Strom seit mehreren Jahren bereits zu deutlich geringeren Kosten als neue Steinkohle- oder Gas-Kraftwerke. Windkraftanlagen benötigen allerdings stabile Rahmenbedingungen damit sie errichtet werden können. Während seit Jahren gefordert wird, dass die Subventionen für fossile Kraftwerke und Atomkraftwerke beendet werden müssen – auch das EU-Parlament hat für das Ende der fossilen Subventionen bis 2025 gestimmt – sind diese 2022 weltweit auf über 1 Billion Euro explodiert. Laut IEA (Internationale Energie Agentur) ist dies der mit Abstand höchste jährliche Wert, der jemals verzeichnet wurde. Zusätzlich zu diesen Verbrauchssubventionen hat die IEA etwa 500 Milliarden Euro an zusätzlichen Ausgaben zur Senkung der Energierechnungen im Jahr 2022 verzeichnet, hauptsächlich in fortgeschrittenen Volkswirtschaften und davon etwa 320 Milliarden Euro in Europa. (https://www.iea.org/reports/fossil-fuels-consumption-subsidies-2022)
Konventionelle Brennstoffe sind endlich, gehen langsam zu Neige und halten uns abhängig von Diktaturen. Das lässt die Preise für Strom immer stärker steigen. Die Erneuerbaren können hingegen günstig Strom produzieren. Je mehr erneuerbarer Strom erzeugt wird, desto billiger wird daher auch der Strompreis.
Woraus setzt sich der Strompreis zusammen?
Der Strompreis, den jeder Endkunde und jede Endkundin auf der Rechnung wiederfindet, setzt sich aus vielen Einzelkomponenten zusammen. Er besteht zum überwiegenden Anteil aus Steuern, Abgaben und Entgelten, die von Energieversorgungsunternehmen, Netzbetreibern oder durch den Staat eingehoben werden. Nur ein kleiner Anteil des Strompreises muss von den Endkund:innen für den Strom bezahlt werden.
Strom wird an der Börse gehandelt
Wie viele Güter heutzutage, wird auch der Strom an der Börse gehandelt. Der Handelspreis an der Börse ist natürlich niedriger als der Preis, der auf der Stromrechnung der Endkund:innen zu finden ist. Wie oben erklärt, kommen zum reinen Handelspreis noch Steuern, Umlagen und Abgaben hinzu. Der Strompreis entsteht dadurch, dass Kraftwerke an der Stromhandelsbörse ihre Leistung zu einem bestimmten Preis anbieten. Je nachdem wie viel Strom von den Kund:innen benötigt wird, können dann alle Kraftwerke, die dafür notwendig sind, ihren Strom verkaufen. Je mehr Strom die günstigen Erneuerbaren erzeugen, desto weniger werden teure Gaskraftwerke zur Stromversorgung benötigt und der Strompreis sinkt wieder.
Von 2005 bis 2011 sind die Haushaltsstrompreise in Österreich um 50 % weniger gestiegen als im EU-Durchschnitt. Im Kohlestromland Polen etwa sind die Strompreise im selben Zeitraum um über 200 % gestiegen. Im Vergleich zu Frankreich, mit einem Atomstromanteil von fast 80 % im Strommix, stiegen die Preise um 13 % stärker als in Österreich (Quelle: Eurostat).
Im letzten Jahrzehnt hatte Europa sehr niedrige Strompreise. 2018 wurden die Strompreiszonen zwischen Deutschland und Österreich getrennt. Seit dem hat sich der Strom in Österreich deutlich verteuert. Laut Österreichischer Energieagentur musste Österreich seit der Strompreiszonentrennung um 3,1 Mrd. Euro mehr für den Strom bezahlen als Deutschland. Diese Preisunterschiede kommen zu einem großen Teil durch die geringere Windstrommenge in Österreich zu stande. Windräder erzeugen 2/3 ihres Stromes im Winterhalbjahr. Deutschland erzeugt anteilsmäßig doppelt so viel Windkraft wie Österreich und kann von den Winterwinden daher auch monetär viel stärker profitieren, während Österreich die sauteuren Gaskraftwerke voll laufen lassen muss. Ein stärkerer Windkraftausbau würde auch in Österreich zu deutlich günstigerem Strom im Winterhalbjahr führen – dann, wenn der Verbrauch auch am höchsten ist.
Kosten, die sich nicht im Strompreis finden
Der Strompreis ist eine der wenigen Ausgaben, der den Konsument:innen relativ transparent auf der Stromrechnung aufgeschlüsselt wird. Dort ist genau aufgelistet, welche Kosten auf den Preis aufgeschlagen werden – es sind auch die Ausgaben für einen größeren Anteil erneuerbarer Energien im Strommix aufgelistet. Im Gegensatz dazu stehen die Milliarden Euro, die jährlich für Förderungen fossiler und nuklearer Energien in Europa ausgegeben werden, nicht auf der Stromrechnung. Österreich hat 2022 21 Mrd. Euro für fossile Energieimporte ausgegeben. Laut WIFO werden jedes Jahr mehr als 5 Mrd. Euro an klimaschädliche Subventionen ausbezahlt. 2022 sind durch die Gaskrise nochmals 12 Mrd. Euro an fossile Subventionen bereitgestellt worden. Diese Kosten finden sich allerdings nicht auf der Stromrechnung. Auch die Kosten des Gesundheitssystems, die durch die Auswirkungen von fossile Energien verursacht werden, sind auf der Stromrechnung nicht zu finden. So sterben in Europa jährlich mehr als 3.000 Menschen an den Folgen der Kohleenergienutzung. Müssten diese Schäden zum Strompreis aufgeschlagen werden, würden erneuerbare Energien heute ganz ohne Förderung auskommen. Derzeit bezahlen dafür alle Bürger:innen über ihre Steuern.
Zum Vergleich: Die gesamte Windenergieföderung in Österreich für die letzten 20 Jahre kostete in Summe gerade einmal 3 Mrd. Euro.
Weiterführende Links
- Fraunhofer Institut - Studie: Stromgestehungskosten erneuerbare Energien (2024)
- IEA - Studie: Fossil Fuels Consumption Subsidies 2022